Enzyklopädik der Affekte als Dispositiv musikalischer Affektation
Das Beispiel der geistlichen Oper Rappresentatione di Anima, e di Corpo von Emilio de’ Cavalieri (Rom 1600)
Abstract
Gegenstand der Untersuchung ist die Affektdisposition in Cavalieris Rappresentatione, einer der ersten Opern überhaupt. Anhand Cavalieris Vorrede sowie textlichen und musikalischen Analysen wird nachgewiesen, dass Affekte immer in Gegensatzpaaren dargestellt werden. Diese Paare entsprechen exakt der Disposition der Affekte in den zeitgenössischen Theatra des Wissens (z.B. Alsted). In der Oper haben sie eine mnemotechnische Funktion. Erst insofern das musikalische Theater seine Gegenstände analog zum Theatrum des Wissens disponiert, kann der Zuschauer die Gegenstände adäquat erfassen und nacherleben. Es wird nachgewiesen, dass Cavalieri und sein Textdichter Filippo Neri damit Frömmigkeitstechniken des jesuitischen Theatrum mundi adaptieren.