Theatrum Gloriae
Zur (begrenzten) Karriere einer Metapher im frühneuzeitlichen Fürstenlob
Abstract
Gegenstand der Untersuchung ist die Rezeption der Theatrum-Metapher im frühneuzeitlichen Herrscherlob am Beispiel der geistlichen Fürstentümer Mainz, Würzburg und Fulda im Zentrum des Heiligen Römischen Reiches. Nach schwachen Anfängen im Lobgedicht des späthumanistischen Autors Johannes Posthius auf den neugewählten Würzburger Fürstbischof bestimmte eine ausgeprägte Tendenz zur Visualisierung die kurz nach 1600 entstandenen Monumente der (Selbst)Inszenierung Fürstbischof Echters, ohne dass der Begriff Theatrum explizit verwandt würde – Theatrum Gloriae avant la lettre. Das erste Beispiel für eine explizite Verwendung von Theatrum bietet die 1629 in Mainz gedruckte Festschrift Theatrum Gloriae Moguntinae, deren jesuitische Autoren dem neugewählten Mainzer Kurfürst-Erzbischof Anselm Kasimir Wambold von Umstadt eine Interpretation des Titelkupfers vorlegen und zugleich dem Leser, dem ‚zweiten Publikum‘‚ die Inthronisation des Kurfürsten erläutern, dessen Amtsübernahme im Kreis der Bischöfe seiner Kirchenprovinz, des ‚ersten Publikums‘, abgebildet wird. 85 Jahre später greift die jesuitische Fuldaer Trauerschrift THEATRUM VIRTUTIS von 1714 erneut die Theatrum-Metapher auf, um den verstorbenen Fürstabt Adalbert von Schleiffras in einem emblematischen Tugendkosmos zu verorten, dessen Bühne das Castrum Doloris darstellt. Wieso die Theatrum-Metapher in den zahlreichen jesuitischen Wahl-, Weihe- und Trauerfestschriften auf katholische Reichsfürsten nur begrenzte Verwendung fand, muss vorerst offen bleiben, möglicherweise eine Folge der prosaischen Inflation des Begriffs in der zeitgenössischen Wissensliteratur.