The Discursive Formation of Theatricality as a Critical Concept
Abstract
Die Theatralitätsmetapher hat in den vergangenen Jahren eine Schlüsselstellung innerhalb der Forschung zu Theater und Performance eingenommen. Der vorliegende Beitrag möchte den Theatralitätsbegriff wieder aufwerten - als Reaktion auf die Diskursdominanz des konkurrierenden Terminus ‚Performativität‘ (bzw. ‚Performanz‘). Ohne für die eine oder andere Position Partei zu ergreifen, zeige ich in diesem Artikel, dass die Semantik von ‚Theatralität‘ wesentlich durch diese Debatte geprägt wird. Theatralitätsmetaphern wurden in der Vergangenheit meist in theatralitätskritischen Diskursen verwendet, um fehlende Authentizität zu bezeichnen - am bekanntesten in der Kunstkritik von Michael Fried: “Art and Objecthood” (1998). Und doch stellte Theatralität für die europäische Avantgarde die “Essenz” des Theaters dar. Der scheinbare Widerspruch löst sich auf, wenn man versteht, dass die „Wahrheit“ hier nicht in dem liegt, was als ‚Theatralität‘ behauptet wird, sondern in der Gegenüberstellung von Theatralität und einem anderen Begriff. Dieser Essay beleuchtet, inwiefern die Theatralitätsmetapher für unterschiedliche Argumentationen sehr flexibel zu handhaben ist, ob als Verbündeter oder als Feind. Zur Debatte steht die Behauptung einer Deutungsautorität, die nur eine Interpretation im Kampf um diskursive Dominanz zulässt.