Untergehende Sonnen und generationelle Konflikte

Die Bedeutung von Lichtmetaphern in Catulls Lesbia-Gedichten

Autor/innen

  • Christian Hild

Abstract

Licht und Farben untermalen als Metaphern in einer besonderen Weise den Bedeutungsgehalt von Begrifflichkeiten. Personen, Gegenstände und Ideen erfahren bei einer „Erhellung“ eine Aufwertung, jedoch eine Abwertung bei einer „Verdunkelung“. Eine Verkehrung dieses Zusammenhangs erscheint paradox, tritt jedoch teilweise in einzelnen Carmina des römischen Dichters C. Valerius Catullus (84 – 54 v. Chr.) auf, die von der Beziehung des Ich-Sprechers mit der untreuen Lesbia handeln. Diese Gedichte spiegeln anhand eines unkonventionellen Partnerschaftsverständnisses, wonach sich der Mann bedingungslos unter den Willen der Geliebten stellt, das Programm des jugendlichen Dichterkreises der Neoteriker wider, deren Antwort auf den starren altrömischen Konservatismus ein Rückzug aus der Gesellschaft war. Als prominentestes Mitglied akkumuliert Catull in seinem Werk formal und inhaltlich das Denken einer neuen Generation, die sich provokant von der dominierenden älteren unterscheidet. Dieser Konflikt schlägt sich speziell in den Lesbia-Gedichten nieder und beeinflusst den intentionalen Gehalt der auftretenden Lichtmetaphern.

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Veröffentlicht

2025-07-23

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