Die Analyse ‘synästhetischer‘ Metaphern mittels Frames
Abstract
Bei genuinen Synästhesien handelt es sich um die inter- oder crossmodale Integration üblicherweise neuronal getrennter, rein visueller, akustischer, gustatorischer oder sonstiger Sinneswahrnehmungen in kombinierte, dauerhafte idiosynkratische Qualia. Sprachliche Metaphorik hingegen und somit auch ‘synästhetische‘ Metaphern lassen sich als eine ausschließlich sprachbasierte, multimodale Hyper-Integration konzeptionell verknüpfter Wortfelder oder Frames auffassen. Ohne jegliche direkte perzeptive Rückbindung wird gleichwohl der Zugriff auf unterschiedliche Konzeptdomänen aufgrund eines Transfers („shift“) zwischen zwei Domänen ermöglicht, der, insofern er über eine Korrespondenz oder Analogie zwischen domänenspezifischen Merkmalen lizenziert ist, Merkmale der Ausgangsdomäne in eine Zieldomäne hineinbringt, gleichsam in sie innovativ einbettet. Phänomene genuiner Synästhesie sind als unabhängig von der Spezifik und Leistungsfähigkeit sprachlicher Metaphorik anzusehen und stellen wahrhaftig Phänomene sui generis dar. Ein Grundmerkmal sprachlicher Metaphern liegt darin, dass sie stets getrennte Kognitionssphären menschlichen Erfahrungswissens miteinander verknüpfen, um das Ausdruckspotenzial hinsichtlich des lexikalischen Bedarfs, der Deutlichkeit des Ausdrucks und der sprachlichen Prägnanz in einer Sprache zu optimieren.