Shakespeare Mangafied
Gender and Japanese Visual Language
Abstract
Dieser Beitrag befasst sich mit einer graphischen Adaptation von William Shakespeares Komödie, Twelfth Night (2011), und fragt nach der Verhandlung von Genderkonstruktionen vor dem Hintergrund der Metaphernforschung. Mit Rekurs auf Schmitts Überlegungen zu „Metaphernanalyse und die Konstruktion von Geschlecht“ (2009), Cohns Studien zur japanischen visuellen Sprache (JVL) (2010, 2016) sowie einem kurzen historischen Überblick des shojo Manga – ein Genre, das hauptsächlich auf Mädchen und weibliche Jugendliche abzielt – argumentiert dieser Beitrag, dass Shakespeares komplexe Metaphern in der Manga- Version sowohl vor der Folie der Kultur(-geschichte) Japans als auch unter der Berücksichtigung (der Entwicklung) des shojo Genres gelesen werden sollten. Die Analyse ausgewählter Szenen verdeutlicht die Notwendigkeit, vermeintlich stereotype Visualisierungen außerhalb eines westlichen Kontextes zu denken, da nicht alle Beispiele mit Geschlechter-Klischees spielen. Zudem ist der Raum-, Zeit- und Genretransfer zwischen Europa und Asien, zwischen der englischen Renaissance und dem 21. Jahrhundert sowie zwischen dem Dramentext Shakespeares und dem Medium Comic zu berücksichtigen. Der vorliegende Beitrag fragt vor allem danach, wie die visuellen Metaphern des hybriden Shakespeare- Mangas Gender-Konstruktionen des Elisabethanischen Dramas verhandeln. Schlussfolgernd kann gesagt werden, dass nicht nur Geschlecht und Metapher, sondern ebenso Genre als hochgradig stilisierte Schemata verstanden werden müssen, um ein ‘doing gender‘ zu vermeiden, das allein auf oppositionelle Metaphern fokussiert und somit Gender-Stereotypen fortschreibt.