Weltbilder geraten ins Wanken
Das Erdbeben von Lissabon und seine Konsequenzen für das aufklärerische Denken
Abstract
Das Erdbeben von Lissabon (1755) hat eine weltanschauliche Debatte ausgelöst, deren prominenteste Teilnehmer im Frankreich des 18. Jahrhunderts die Philosophen Voltaire und Rousseau waren. Ihre frühen Beiträge, Voltaires Poème sur le désastre de Lisbonne (1756) und die in einem Brief an Voltaire formulierten Reaktion von Rousseau darauf (Lettre à Voltaire (1756), werden dargestellt und analysiert. Die Untersuchung zeigt an beiden Texten exemplarisch, dass die Debatte keineswegs, wie gemeinhin behauptet, in einen Fortschrittspessimismus mündet, sondern vielmehr einer realistischen Fortschrittspragmatik zum Durchbruch verhilft.