Rückblenden. Geschichte und Erinnerung einer Naturkatastrophe in Bildern
Abstract
Der vorliegende Beitrag stellt am Beispiel der Hamburger Flutkatastrophe von 1962 die Frage nach Aspekten der bildhaften Erinnerung von Naturkatastrophen. Dafür werden aus historischer Perspektive konkrete ‘Erinnerungsbilder‘ auf ihre Kerninhalte analysiert, spezifische Motive identifiziert sowie Gedächtnisakteure und -institutionen herausgearbeitet. Dadurch soll die Bedeutung dieser Bildmotive für die Strukturen und Praxen lokaler Erinnerungsdiskurse aus einer kultur- wie umwelthistorischen Perspektive beleuchtet werden. Die empirische Analyse dieser Motive offenbart drei wesentliche Prozesse im Gedenken der ‘Großen Flut’: (1) wie zeitgenössische Erfahrungs- und Erwartungshorizonte die Bildproduktion und -wahrnehmung beeinflussen; (2) wie im historischen Verlauf Motive etabliert und tradiert, proaktiv (um)gedeutet, aber auch nachbelichtet und ergänzt werden; (3) wie das Wechselspiel zwischen offiziellen und neuformierten Gedächtniskollektiven ‘von unten‘ auf die performative Herstellung von Erinnerungsbildern einwirkt. Letztere stehen im Zentrum einer Gedächtnisgeschichte, die die Produktion von Erinnerungsinhalten, -praktiken und -institutionen gleichermaßen und chronologisch in den Blick nimmt. Nur unter diesen Voraussetzungen, so die grundlegende These, lassen sich Erinnerungsbilder in ihren Bedingungen und Affekthaushalten angemessen erfassen.