osogbo eyó
Katastrophen in der Vorstellungswelt des afrokubanischen Ifá-Orakels
Abstract
Der Beitrag stellt einen religiösen Zugang zu Vorstellungen von Katastrophen vor, wie sie in der afrokubanischen Ifá- und Ocha-Regel – bekannter unter dem Namen Santería - zu finden sind. An Katastrophen beteiligt sind in der Regel Gottheiten, die personifizierte Naturgewalten darstellen und natürliche, übernatürliche und menschliche Eigenschaften in sich vereinigen. Dies entspricht einer Denkweise, welche die herkömmliche Trennung von Natürlichem und Übernatürlichem nicht vornimmt und die von analogen ethischen Regeln für die Natur und die Kultur ausgeht. Um dies zu verdeutlichen, werden einige Narrative aus dem Ifá-Textkorpus vorgestellt, der eigentlich zur Ausdeutung von Zeichen in Orakelsitzungen dient. Diese Narrative belegen ein Ineinandergreifen von natürlichen, übernatürlichen und sozialen Begebenheiten, das auch Folgen für die Metaphernbildung hat. Abgesehen davon, dass Metaphern sprachliche Konstruktionen darstellen und kulturspezifisch sind, neigt das Denken der Ifá- und Ocha-Regel dazu, den realen Sachverhalt mit dem übertragenen Bild nicht zu verwechseln, aber zu vermischen.