Der Untergang von Atlantis als Ursprungsmythos der Dichtung

die Sinnzuweisung an die Katastrophe in Jacint Verdaguers L'Atlàntida (1886)

Autor/innen

  • Roger Friedlein

Abstract

Jacint Verdaguer führt 1877 mit der ersten Version seines Epos L'Atlàntida (dt. Atlantis 1897) die katalanische Sprache zurück in den Kreis der Sprachen für gelehrte Literatur (endgültige Version 1886). Im Zentrum des Gedichts steht eine Neuerzählung des platonischen Atlantismythos aus hispanischer Sicht. Der Untergang von Atlantis und der Tod seiner mythologischen Bewohner, dem nur die von Herkules gerettete Hesperis entkommt, bedeuten bei Verdaguer nicht allein eine göttliche Strafe planetaren Ausmaßes für die sündhaften Atlanten. Als geologische Nachwirkung entsteht der Atlantische Ozean und im Mittelmeer erscheinen die griechischen Inseln. Herkules und Hesperis besiedeln zudem die Iberische Halbinsel neu. In der Rahmenerzählung des Gedichts fühlt sich Christoph Kolumbus durch die Erzählung der Katastrophe angeregt zu seiner Reise, welche die Folgen der göttlichen Sündenstrafe wieder wettmachen soll. In diesem Artikel werden die Prinzipien der literarischen Ästhetisierung der Katastrophe untersucht, wie sie nur in biblischen und mythologischen Sprechkontexten denkbar sind, sowie die spezielle ideologische und raumtheoretische Ausrichtung, die der Atlantismythos bei Verdaguer erfährt.

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Veröffentlicht

2025-07-28