Die Wahl der Metaphern
Kontextbedingte Bedeutungsverschiebung bei Metaphern mit unterschiedlichem Lexikalisierungsgrad
Abstract
Untersucht wird der Einfluss der Konventionalität von Metaphern wie Vulkanausbruch für eine frische Liebesbeziehung auf die von Versuchslesern gesehene Enge der Beziehung dieser Metaphern als „Stimulusbezeichnungen“ zu anderen (Test-) Bezeichnungen. Die Testbezeichnungen stehen zu je einem Teil (a) zur metaphorischen Bedeutung und (b) zu anderen bzw. „wörtlichen“ Verwendungsweisen der Stimulusbezeichnungen in Beziehung – ein Beispiel für ersteres wäre (wir bleiben bei Vulkanausbruch) z.B. Leidenschaft, eines für letzteres Ascheregen. In einem zu lesenden Versuchstext werden die Stimulusbezeichnungen z.B. in ihrer metaphorischen Bedeutung verwendet. Es zeigt sich, dass das Lesen dieser Texte die gesehene Beziehung zwischen der fraglichen Metapher und den „passenden“ Testbezeichnugen stärkt. Entscheidend ist aber: die über diese Relation erfasste Bedeutungsverschiebung hängt nicht von der Konventionalität ab und tritt auch bei ungewöhnlichen, unkonventionellen Metaphern auf. Das relativiert die Bedeutung von konzeptionellen Metaphern, wie sie z.B. Lakoff und Johnson (1980; Lakoff 1987) u.a. als wichtige Einflussgröße auf Denken und Handeln konzipieren und kann als Ermutigung zu unkonventionellem Sprachgebrauch gesehen werden.