The Cultural Models of the Origins of Life and Stem Cell Debate in Taiwan
Abstract
Fragen der Biotechnologie gehören in Europa wie in den USA zu den in der Öffentlichkeit am heftigsten diskutierten Themen. Besonders die Stammzellenforschung wird als äußerst problematisch wahrgenommen und spaltet aufgrund der mit ihr verbundenen Implikationen für die Definition von Leben, Natur und Gott die öffentliche Meinung fast so stark wie die Frage der Abtreibung. Selbst in Debatten ohne religiösen Hintergrund bleiben die ethisch-moralischen Fragen der ’Konstitution’ des Menschen immer noch unbeantwortet. In jedem Fall stützen sich die relevanten Argumentationen hauptsächlich auf die westliche Denktradition der ’Großen Kette der Wesen’ (Great Chain of Being; Lovejoy 1936), die bis auf Aristoteles zurückgeführt werden kann. In einigen asiatischen Ländern wie China, Taiwan und Südkorea ist die öffentliche Debatte in Bezug auf obige Fragen eher schwach ausgeprägt. Meist werden Fragen des menschlichen Klonens thematisiert, hinsichtlich der embryonalen Stammzellenforschung herrscht in Asien indes eine recht große Toleranz vor. Um zu untersuchen, ob dieser relativ pragmatische Umgang mit der Stammzellenforschung auf die allgemeine chinesische Einstellung zu Leben und Natur zurückzuführen ist oder ob dieses Verhalten einfach vom mangelnden Informationszugang oder dem Einfluss der globalen Wettbewerbsfähigkeit herrührt, sollen einige "Kulturmodelle" aus der chinesischen Mythologie und chinesischen Philosophien (2953-206 v. Chr.) analysiert werden, die den Ursprung des Universums und des menschlichen Lebens erklären. Die Untersuchung ergibt, dass die Menschen im chinesischen Kulturkreis zwar als an der Spitze des ’Great Chain of Being’ stehend angesehen werden, Einflüsse von Taoismus und Konfuzianismus jedoch bewirkt haben, dass die Beziehung zur Natur und zu übergeordneten Mächten eine sehr flexible ist und eine weniger dogmatische Interpretation erlaubt. Dadurch werden bestimmte Problemkreise der biotechnologischen Forschung hier unterschiedlich behandelt.