„Sind so kleine Seelen…“

Metaphern in Kindergedichten anlässlich der Maul- und Klauenseuche in Großbritannien 2001

Autor/innen

  • Martin Döring

Abstract

Großbritannien wurde im Jahr 2001 von einem verheerenden Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) heimgesucht: Millionen Tiere wurden notgeschlachtet und die Lebensmittel- sowie Tourismusindustrie litt unter starken ökonomischen Einbußen. Viel schlimmer, und bis heute kaum beachtet, führte der Ausbruch der Tierseuche angesichts der massenhaften Notschlachtungen zu lang anhaltenden Traumata bei der ländlichen Bevölkerung und allen, die mittelbar und unmittelbar von der Tierseuche betroffen oder in sie involviert waren. Im Verlauf von MKS wurden ganze Landesabschnitte buchstäblich für Wanderer gesperrt, und brennende Bilder von Tierkadavern in den Medien entwickelten sich zum Symbol einer als fragwürdig erachteten ‚Politik der Notschlachtungen’ durch das ehemalige Ministry of Agriculture, Fisheries and Food (MAFF). Seit dem Ausbruch von MKS im Jahr 2001 befasst sich die Forschung intensiv mit den historischen, sozio-ökonomischen, politischen sowie ethischen Dimensionen und Auswirkungen von MKS. Zielpunkt dieses – mehr oder minder technokratischen – Unterfangens ist vor allem die Verbesserung des Katastrophenmanagements sowie eine Optimierung des Risikokommunikation, während sich ein nur relativ kleiner Teil der wissenschaftlichen Literatur den Bewältigungsstrategien der lokalen Bevölkerung widmet, mit denen diese versucht, das Trauma MKS zu überwinden. Dieser Beitrag setzt genau an dieser Leerstelle an, indem er aus einer ökolinguistisch motivierten Perspektive Metaphern und Metaphernsysteme in MKS-Gedichten von Kindern und Jugendlichen der Settle Middle School in North Yorkshire analysiert. Mit dieser Vorgehensweise sollen zum einen die in den Gedichten angelegten emotionalen ‚Bildwelten’ erschlossen werden, die zum zweiten mit theoretischen Einsichten und analytischen Konzepten aus dem Bereich der Rural Studies (RS) verbunden werden. Ziel der Untersuchung ist es, Metaphernanalyse und RS so zu verknüpfen, dass sie jenseits eines rein evidenzbasierten Katastrophenmanagements Möglichkeiten für den Einbezug sozio-kultureller Realitäten aufzeigen, die neben einer ökonomischen Kompensation auch die psychologische Betreuung zur Überwindung von traumatischen Erfahrungen wie Notschlachtungen als grundlegend versteht.

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Veröffentlicht

2025-07-16

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