Climate change, Covid-19 and other stories…
The Titanic metaphor as a parable to depict modern shipwrecks
Abstract
Mit seinem Kassenschlager Titanic von 1997 barg James Cameron das berühmte Schiff aus der Versenkung und machte es zu einem modernen Mythos im Sinne Barthes’. Alle kennen die Titanic, wegen ihres tragischen Untergangs oder wegen Camerons Liebesgeschichte. Der Beitrag erhellt zuerst die Tatsache, dass die Titanic-Erzählung allgemein geteiltes Wissen ist, bestehend aus wahren und erfundenen Ereignissen. Ihr elastischer Umriss kann, so zeigen wir, metaphorisch auf eine vielfältige Menge von Kontexten bezogen werden. In Turners (1996) Terminologie fungiert die Erzählung so als Parabel für neuartige Situationen. Auf der Grundlage von Belegen aus englischen Corpora und mit den Regeln der kognitiven Linguistik (insbes. Lakoff/Johnson 1999, 2003; Lakoff 1993; Langacker 1987) legen wir dar, dass die Titanic als Schiffbruch-Metapher zum einen Zieldomänen veranschaulicht, die – wie insbesondere Angst und Gefahr – mit Wasser verbunden sind, dass sie zum anderen aber auch spezifische Konzepte wie Klasse, Hochmut oder Verantwortung darstellt. Die Untersuchung von Titanic-Metaphern soll auch als Fallstudie dienen, um die für metaphorische Prozesse offenbar so bedeutende Faszination zu erkunden, die dafür sorgt, dass wir Menschen besonders von Geschichten gepackt werden, die uns etwas über uns selbst erzählen. Aus der vor über 100 Jahren gesunkenen Titanic ist etwas anderes geworden: eine Geschichte, eine Allegorie, die seit 2010 auf alle möglichen Bereiche bezogen worden ist, von denen wir hier einige beispielhaft anführen.

