Ökofeminismus und Neuer Materialismus revisited
Auf der Suche nach einem Gegen- Narrativ zum öko-modernistischen Anthropozän-Diskurs
Abstract
Die aktuell vielleicht imposanteste Erzählung über die Erde ist das „Anthropozän“. Doch wie in den letzten Jahren vielfach kritisiert wurde, weist jene Erzählung – insbesondere in seiner „ökomodernistischen“ Variante – häufig eine technokratische, entpolitisierende und globale soziale Ungerechtigkeiten verdeckende Seite auf. Was haben feministische Theorien – konkret: der „Neue Feministische Materialismus“ und der „materialistische Ökofeminismus“ – dem entgegenzusetzen? Der Artikel ist entlang der Forschungsagenda für kritische Sozialwissenschaftler*innen von Eva Lövbrand et al. (2015) strukturiert. Meine These lautet, dass eine effektive Kritik von Lövbrand et al.‘s „post-sozialen“, „post-natürlichen“ und „post-politischen“ Anthropozän-Narrativen aus Perspektive des Neuen Feministischen Materialismus trotz seines scheinbar emanzipatorischen Potenzials nur eingeschränkt möglich ist, da sich aus seinen Theorien kein ethisch oder politisch motiviertes Handeln ableiten lässt und sich sogar Gemeinsamkeiten zwischen dem Neuen Feministischen Materialismus und dem ökomodernistischen post-natürlichen Anthropozän-Narrativ zeigen. Dagegen ist der materialistische Ökofeminismus dank seiner herrschaftskritischen Analysen in der Lage, die unterschiedlichen Verletzlichkeiten in der ökologischen Krise und die ungerechten und gewaltsamen Komponenten der im derzeitigen Anthropozän-Diskurs verherrlichten Modernisierung hervorzuheben.
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